Praxispiloten mit dem Mobilen Plug-In Labor

Was sind Praxispiloten?

Das Fraunhofer IAO führte im Rahmen des vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg geförderten Projekts »Mobiles Plug-In Labor« so genannte »Praxispiloten« mit interessierten Unternehmen durch. In den vom Ministerium geförderten Praxispiloten erhielten teilnehmende Unternehmen Unterstützung durch die unabhängigen Expertinnen und Experten des Instituts für eine konkrete Aktivität im Bereich der Digitalisierung in der Produktentstehung. Beispielsweise konnten die Expertinnen und Experten gemeinsam mit einem Unternehmen ein Konzept zur Digitalisierung definieren und erste Schritte für den Einstieg realisieren.

Projektsteckbriefe

Wiferion GmbH: Strategische Neuausrichtung PLM

Ausgangssituation

Die Fa. wiferion plant eine strategische, IT-technische Neuausrichtung der Produktentstehung. Das Projektvorhaben fokussiert auf die zukünftige Rolle eines PLM-Systems in der IT-Landschaft des Unternehmens. Insbesondere die Verwaltung und Steuerung der zentralen Systemmodelle mechatronischer Produkte, die Anbindung der zur Entwicklung mechatronischer Produkte benötigten Autorensysteme, sowie die intelligente Generierung der Produktionsdaten ist für die Definition des Leistungsumfangs des PLM-Systems im Rahmen der ganzen IT-Systemlandschaft relevant.

Vorstellung Projektpartner

Wiferion ist einer der führenden Anbieter der automatisierten, kontaktlosen Energieübertragung in der Industrie.

Wiferion maximiert die Leistung elektrischer Industriefahrzeuge wie fahrerloser Transportsysteme (FTS), autonomer mobiler Roboter (AMR), Gabelstapler und kollaborativer Roboter (Cobots) – mit induktiven Ladesystemen, die die intralogistischen Workflows revolutionieren. Die disruptive Ladetechnik ist integraler Bestandteil der automatisierten Produktion. Die Lösungen von wiferion steigern die Produktivität und reduzieren gleichzeitig die Projektkosten der Anwender.

Problemstellung

Im ersten Schritt des Projekts soll die Ist-Situation in dem Unternehmen analysiert werden. Dazu wird der ASE-Quickcheck des Fraunhofer IAO in einem 1 tägigen Workshopformat durchgeführt. Grundlage für die Analyse bildet der am Fraunhofer IAO entwickelte ASE-Framework. Insbesondere die Säulen Prozess und Systemmodell als auch Methoden und Tools für die Produktentstehung werden für die Analyse zu Grunde gelegt. Auf Basis des ASE-Quickchecks werden Anforderungen an das zukünftige PLM System und die Gesamtsystemlandschaft abgeleitet und analysiert. Daraus definieren sich Funktionsmodule und benötigte Schnittstellen, als Basis für die Systemlandschaft, den Funktionsumfang der Entwicklungs-IT, und die finale Auswahl eines geeigneten PLM-Systems.

Nutzen

  • Verbesserte Produkt- und Prozessqualität durch Zugriff auf aktuelle Daten und Workflowunterstützung
  • Schnellere Durchlaufzeiten insbesondere an der Schnittstelle Produktentwicklung zu Produktion durch optimierte Generierung der Produktionsdaten
  • Aufbau und Steuerung der mechatronischen Produkte (Digitale Produktakte) zur Sicherung der Produktqualität und Ableitung von Optimierungspotenzialen für zukünftige Produktgenerationen
  • Synchronisation von Mechanik, Mechatronik und Softwareanteilen in der entwickelten Produktpalette durch die Abbildung eines zentralen Produktmodells (Multi-CAD) im PLM

Projektablauf

Phase 1: Objektive Bestandsaufnahme und Aufzeigen der Potenziale durch eine durchgängige Digitalisierung der Produktentstehung mit Hilfe des ASE-Quick Checks

Phase 2: Konzept für eine zukünftige Softwarelandschaft inkl. Anforderungen an die zukünftige Softwarelandschaft

Phase 3: Eingrenzung der potenziellen am Markt verfügbaren Softwaresysteme auf Basis des Anforderungskatalogs und Entscheidungsunterstützung

Phase 1

Die Bestandsaufnahme mit Hilfe des ASE-Quick Checks wurde in einem 1-tägigen Arbeitstreffen durchgeführt. Die Potenzialanalyse berücksichtigte alle Dimensionen des ASE-Frameworks um ein umfassendes Bild der Potenziale bei wiferion aufnehmen zu können. Dabei konnten Potenziale sowohl auf technischer wie auch auf organisatorischer Ebene wie untenstehend dargestellt identifiziert werden:

  • Erhöhung des Automatisierungsgrads in den Engineeringprozessen
  • Schaffung von Durchgängigkeit in der Produktstruktur und in den Prozessen der Produktentstehung
  • Einsatz von Simulation und Entwicklung von Konzepten für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Kontext des Digitalen Zwillings
  • Aufbau von Agilität und Schnelligkeit in der Produktentstehung zur Realisierung von MVPs
  • Erreichung von Eigeninitiative bei den Mitarbeitern und Schaffung einer offenen Unternehmenskultur
Abbildung 1: Fraunhofer IAO ASE-Framework

Phase 2

Ziel der Phase 2 war die Ableitung der Anforderungen an die zukünftige PLM-Systemlandschaft als Basis für die Auswahl eines geeigneten Werkzeugs für den Proof of Concept. Die Anforderungen wurden zusammen mit den Fachexperten in den unterschiedlichen Entwicklungsdisziplinen wie Mechanik oder Mechatronik, den Kundenprojektleitern und den Führungskräften des Unternehmens definiert. Abbildung 2 zeigt eine Auswahl der im Projekt betrachteten Anforderungskategorien und Systemfunktionalitäten.

Abbildung 2: Systemanforderungen PLM-Auswahl

Phase 3

Auf Basis des Anforderungskatalogs wurde ein für die Fa. wiferion geeignetes System in einem Proof of Concept getestet. Funktionen des Systems wurden mit Hilfe von nutzerspezifischen Szenarien analysiert. Typische Systemanwender wie zum Beispiel CAD-Konstrukteur, Elektronikentwickler oder Projektmanager testeten das System und bewerteten den Aufbau, die Schnittstellen zu den Autorensystemen, die internen Systemfunktionen und die implementierten Workflows. Zusammen mit der monetären Bewertung bildet der Proof of Concept die Basis um im nächsten Schritt die Systemimplementierung zu planen. Dabei wird die Einführungsreihenfolge der entsprechenden Systemfunktionen und Schnittstellen festgelegt, die Produktstrukturen und Metadaten im System aufgebaut und die technischen und kaufmännischen Bestandsdaten migriert.

Analyse der strategischen Weiterentwicklungsmöglichkeiten von stoba auf Basis des ASE-Assessment

Ausgangssituation

Das Projekt hat zum Ziel die strategischen Weiterentwicklungsmöglichkeiten von stoba im Kontext der Digitalisierung auf Basis des ASE-Assessment zu analysieren und erste Lösungsideen gemeinsam mit stoba zu entwickeln. Die digitale Transformation wird bei stoba konstant vorangetrieben, allerdings sind Optimierungspotenziale bei der Synchronisation der einzelnen Aktivitäten, bei der Fokussierung auf ein langfristiges Zielbild und bei der bereichsübergreifenden Kooperation mit dem zentralen IT-Bereich als Orchestrator zu erkennen.

Vorstellung Projektpartner

stoba Precision Technology zählt seit über 60 Jahren zu den Spezialisten bei der Entwicklung und Herstellung von Komponenten und Baugruppen, die weltweit in den unterschiedlichsten Bereichen, unter anderem in der Automobilindustrie, eingesetzt werden. Dazu zählen z.B. Injektoren oder Pumpenkomponenten. stoba steht für innovative Prozesse, die auf Expertise und Perfektion aufbauen. Zu den Kernkompetenzen zählen Prozesse wie drehen, fräsen, bohren, schleifen aber auch Elektro-Chemische Bearbeitung.

Problemstellung

Im ersten Schritt des Projekts wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt und im Zuge dessen, Optimierungspotenziale mit den unterschiedlichen Fachbereichen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind erarbeitet. Dazu wird ein 2-tägiger Workshop  mit stoba durchgeführt. Die Analyse der digitalen Durchgängigkeit zwischen Industrial Engineering und Fertigung steht im Vordergrund. Im weiteren Projektverlauf erfolgt die Ableitung von Handlungsfeldern für stoba. In den jeweiligen Handlungsfeldern werden Folgeaktivitäten geplant und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Handlungsfeldern definiert. Dadurch kann ein zentraler Rahmen für die weitere Digitalisierung von stoba erarbeitet werden.

Nutzen

  • Die Gesamtbetrachtung bezüglich des Reifegrades der Digitalisierung der Produktentstehung bei stoba adressiert insbesondere folgende Nutzenpotenziale.
  • Zielbild der IT-technischen, zukünftigen Ausrichtung als Basis für eine langfristige Optimierung und Erweiterung der Systemlandschaft in der Produktentstehung mit dem Ziel Prozesse, Unternehmensorganisation und IT-Systemlandschaft optimal auf einander ausrichten zu können.
  • Hohe Effizienz und Effektivität in den zentralen Prozessen der Produktentstehung insbesondere durch deren Skalierbarkeit und Automatisierung und die zentrale Verfügbarkeit von Lösungswissen.
  • Maßnahmen, um einen aktiven Change und eine zielgerichtete digitale Transformation durch entsprechende Einbindung und Schulung der Mitarbeiter zu fördern.

Projektablauf

Phase 1: Analyse des aktuellen Reifegrads der Digitalisierung in der Produktentstehung auf Basis des ASE-Assessments, Aufnahme aktueller Herausforderungen und Definition der Optimierungspotenziale.

Phase 2: Ableitung von Handlungsfeldern und Handlungsoptionen für die strategische Weiterentwicklung

Phase 3: Identifikation der nächsten Schritte in den Themenfeldern durch den Aufbau einer ersten Digitalisierungsroadmap.

Abbildung 1: Projektablauf

Phase 1

Die Bestandsaufnahme wurde in einem 2-tägigen Arbeitstreffen mit Vertretern aus dem Produktmanagement, Industrial Engineering, Produktion, Logistik, IT und Personalentwicklung durchgeführt. In Rahmen der Potentialerfassung wurden dabei unter anderem die folgenden Schwerpunkte erkannt:

  • ASE-Strategie (Zielbild und Konsolidierung der Unternehmens-IT)
  • Prozessmanagement und unternehmensweite KPIs
  • Digitale Durchgängigkeit und Datenmanagement in der Produktentstehung
  • Informationsbereitstellung in der Fertigung und Fertigungsplanung
  • Aktiver Change im Rahmen der digitalen Transformation

Phase 2

Die Ergebnisse aus Phase 1 wurden in Handlungsfelder konsolidiert und deren aktueller Stand als auch das Entwicklungspotenzial dargestellt. Die Handlungsfelder adressieren dabei sowohl technische, aber auch organisatorische, prozessuale und mitarbeiterorientierte Themen (siehe Abbildung). Eine erste Priorisierung der Weiterentwicklungs-potenziale in den einzelnen Handlungs-feldern wurde ebenfalls in einem gemeinsamen Workshop erarbeitet.

Abbildung 2: Handlungsfelder

Phase 3

Ausgehend von den Handlungsfeldern wurden die nächsten Schritte definiert und in eine grobe Roadmap eingeordnet. Basierend auf dieser Arbeit können nun die nächsten Schritte geplant werden, die ersten Projekte definiert werden und eine operative Roadmap und ein Zielbild abgeleitet werden.

Abbildung 3: Initiale Roadmap

ISG GmbH: TwinStoreXR – Digitale Maschinen- und Anlagenzwillinge in Extended Reality

Ausgangssituation

Digitale Zwillinge von Maschinen und Anlagen sind wichtige Bausteine des Advanced Systems Engineering. Mit deren Hilfe werden Konzepte früher validiert, und im weiteren Prozess können die Maschinensteuerungen schon in der virtuellen Umgebung eingehend getestet werden. Dies würde noch wesentlich erleichtert, wenn es einen intuitiven visuellen Zugang in Form einer Extended Reality (XR)-Visualisierung gäbe.

Ziel dieses Projektes ist es daher, anhand eine Prototypen die Machbarkeit der Anbindung von ISG Virtuos und den Komponentenbibliotheken aus dem ISG TwinStore an eine Mehrbenutzer-XR-Plattform nachzuweisen.

Vorstellung Projektpartner

Die ISG Industrielle Steuerungstechnik GmbH verfügt über mehr als 35 Jahre Erfahrung in den Bereichen Steuerungs-, Antriebs- und Simulationstechnik. Mit mittlerweile 70 Mitarbeitern ist ISG ein etablierter Technologiepartner führender Unternehmen mit innovativen Produkten und Lösungen im Bereich der Steuerungs- und Simulationstechnik.

Problemstellung

Es soll eine Online-Schnittstelle zwischen Virtuos und der verteilten XR-Plattform CoVR konzipiert und prototypisch realisiert werden. Die Implementierung soll so weit gehen, dass die Live-Simulation eines bestehenden, komplexen Beispieldatensatzes einer Produktionsanlage in der XR-Umgebung als digitaler Zwilling visualisiert werden kann.

Dazu werden zunächst die für die Anbindung relevanten Teile beider Architekturen analysiert und ein Konzept für die Online-Schnittstelle erarbeitet und soweit verfeinert, dass es anschließend prototypisch implementiert werden kann. Diese Implementierung umfasst die eigentliche Systemkopplung sowie auf der XR-Seite eine 3D-Benutzungschnittstelle, die Navigation und visuelle Analyse des Digitalen Zwillings in XR unterstützt.

Nutzen

Eine XR-Schnittstelle zu Virtuos/TwinStore hat insbesondere folgende Nutzenpotentiale:

  • Substantielle Erweiterung der Anwenderzielgruppe des TwinStore
  • Erschließung neuer Anwendungsfälle, z.B. eine über die Standorte des Maschinen-/Anlagenbauers und des Kunden (=produzierendes Unternehmen) verteilte Durchführung von Virtuellen Inbetriebnahmen.

Projektablauf

Phase 1: Analyse der relevanten Teile der Softwarearchitekturen von ISG Virtuos und Fraunhofer CoVR

Phase 2: Ableitung von Architektur und Spezifikation der Online-Kopplung

Phase 3: Prototypische Implementierung auf beiden Seiten und Evaluation anhand praxisrelevanter Beispieldatensätze

Abbildung 1: Projektablauf

Systemübersicht TwinStoreXR

© Taras Livyy – stock.adobe / filo, Poganka06 – iStock / Fraunhofer IAO

iFAKT GmbH: Neukonzeption Datenmanagement für ASE-Anwendungen

Ausgangssituation

Zusammen mit der Fa. iFAKT wurde die Entwicklung und Konzeption von neuen Lösungen für das Datenmanagement evaluiert. Das Projekt adressiert insbesondere die Identifikation von geeigneten Möglichkeiten zur Datenuntersuchung und -optimierung in verteilten Datenquellen, wie heutzutage im industriellen Umfeld üblich.

Vorstellung Projektpartner

Die iFAKT GmbH ist ein Industrie 4.0 Software-Anbieter & Spezialist in Lean Manufacturing Projekten. Mit Polaris und der langjährigen Erfahrung in digitalen Lean Manufacturing Projekten werden Fertigungs- und Lieferkettenprozesse der Kunden kontinuierlich verbessert. Die Kunden werden dabei unterstützt, End-to-End Supply Chain Prozesse effizient zu gestalten, sie resilient gegen plötzliche Störungen zu machen und Transparenz durch Echtzeit-Feedback zu schaffen.

Problemstellung

Die aktuellen Software- und Servicelösungen von iFAKT sollen weiterentwickelt werden, um den Kunden auch in Zukunft einen Mehrwert für die Gestaltung ihrer Wertschöpfungsketten bieten zu können. Es müssen Lösungen für zukünftige Handlungsfelder wie die durchgängige Digitalisierung im ASE-Kontext entwickelt werden. Das Umfeld der Kunden ist heute immer noch durch viele Integrationsaufgaben und Schnittstellen geprägt. Insbesondere im Bereich Datenmanagement müssen Lösungen entwickelt werden, die einen hohen Datentransfer zwischen unterschiedlichen Systemen und Wissensdomänen ermöglichen und die Möglichkeiten der automatischen Datengenerierung bieten. Dazu sollen in diesem Projekt Anwendungsmöglichkeiten evaluiert und Kompetenzen hinsichtlich Datenstrukturierung und -management von automatisch erfassten Daten aufgebaut werden.

Nutzen

Durch das Projekt im Bereich Datenstrukturierung und -management ergeben sich folgende Mehrwerte: 

  • Definition von Anwendungsfällen als Basis für Leistungsangebote im Bereich Datenmanagement
  • Wissensaufbau im Bereich Datenarchitekturen und Datenmanagement um zukünftige Lösungsangebote auf Basis von Standards und Best-Practises im Bereich Datenmanagement entwickeln zu können
  • Evaluierung von Lösungswegen für Datentransfer und –weiterverarbeitung auf Basis der verfügbaren Datensätze im mobilen Plug-In Labor 

Projektablauf

Im Rahmen des Projekts wurden mögliche Anwendungsfälle für das Datenmanagement im Kontext des Digitalen Zwillings identifiziert. Zusätzlich wurden Architekturkonzepte und Datenformate mit industrieller Relevanz evaluiert, um zukünftig Leistungsangebote kompatibel zu den Architektur-konzepten und Datenformaten entwickeln zu können. Auf Basis der verfügbaren Datensätze im mobilen Plug-In Labor wurde getestet inwieweit die direkte Weiterverarbeitung der verfügbaren Fertigungsinformationen möglich ist.

Anwendungsfälle

Die identifizierten Anwendungsfälle decken den kompletten Produktlebenszyklus ab, aber mit dem Hauptaugenmerk auf Anwendungsfälle an der Schnittstelle Produktentwicklung – Produktion oder auf Anwendungsfälle mit gezielter Rückführung von Lebenszyklusinformationen in den Entwicklungsprozess.

Abbildung 1: Konzept ASE-Anwendung integrierte Betrachtung mechatronisches Produkt

Architekturen

Die in der Abbildung gezeigten Architekturmodelle werden aktuell durch eine JWG von ISO und IEC (Smart Manufacturing Reference Model) harmonisiert. Die Architekturen welche in Forschung und Industrie Anwendungen finden haben durchgängig eine stark regionale Prägung. Trotzdem sind teilweise erhebliche Unterschiede im Detailgrad und in der Relevanz für den im Projekt definierten Anwendungsfall der integrierten Betrachtung mechatronischer Produkte zu erkennen. Neben dem I4.0 Referenzmodell ist insbesondere die Ausarbeitung der OMG IIC und die der OMP für die Beschreibung des Anwendungsfall geeignet. Für die Architekturkonzepte konnten existierende technische Anwendungsfälle identifiziert werden, die als Ausgangsbasis für die integrierte Betrachtung mechatronischer Produkte genützt werden können. Alle drei Konzepte sind zusätzlich im hohen Maße detailliert und ermöglichen somit die Beschreibung integrierter mechatronischer Produkte. 

Datenformate

Die in der Abbildung aufgeschlüsselten Datenformate wurden insbesondere in Bezug auf die aktuelle Anwendung in der Industrie und den definierten Abwendungsfall als relevant identifiziert. Sie decken im Kontext des identifizierten Anwendungsfalls den bi-direktional Datenaustausch innerhalb der Produktentwicklung und Produktion und zwischen Produktentwicklung und Produktion ab. Mit Blick auf die durch die Recherche bestätigte Zukunftsfähigkeit und Weiterentwicklungsmöglichkeiten können die aktuell im Labor genützten Datenformate als technisch abgesichert betrachtet werden.

Konzept und Test im mobilen Plug-In Labor

Ein Prototyp zur Verbindung der Prozessdaten aus der Produktionsumgebung des Labors mit den Wertstrommanager der iFAKT GmbH als Ansatz zur ganzheitlichen Optimierung der Produktentstehung wurde konzipiert. Zur Umsetzung des Konzepts muss im nächsten Schritt der Datenaustausch zwischen Labor und Wertstrommanager realisiert werden. Dabei sind insbesondere die Aspekte Datenmapping zwischen den Systemen, Datenbereinigung und Datenbereitstellung relevant. Die Bereitstellung der Daten muss neben dem reinen Datentransfer auch die Aufbereitung der Daten berücksichtigen, um die entsprechenden Informationen und Events für die Berechnungslogiken bereitstellen zu können.

Maier Machines: ASE-basierte Analyse der aktuellen Produktentstehung

Ausgangssituation

Maier Machines soll bei der ASE-basierten Analyse der aktuellen Produktentstehung unterstützt werden. Das Projektvorhaben fokussiert auf die zukünftige Rolle der digitalen Durchgängigkeit des gesamten Unternehmens. Aktuelle Herausforderungen, die im Fokus der Analyse stehen, stellen die Durchgängigkeit zwischen Entwicklung und Vertrieb im Sinne eines möglichst konkreten und exakten Konfigurators mit direkter Rückmeldung der mit dem Kunden spezifizierten Produktvariante so wie die weitere Durchgängigkeit der Entwicklungsdaten in die Fertigung und das Management der Produkte im Feld dar. 

Vorstellung Projektpartner

Maier ist ein deutscher Spezialist für modulare Werkzeugmaschinen mit integrierbarer Automatisierung und über 1500 ausgelieferten Maschinen und Anlagen. Durch seine hohe Fertigungstiefe, stellt Maier sämtliche produktionsrelevanten Komponenten, wie Maschinenbett, Stangenlader oder Späneförderer selbst her. Für die hochpräzise und schnelle zerspanende Bearbeitung wurde ein modulares Baukastensystem entwickelt. Maier unterstützt die Kunden bei der individuellen Entwicklung des Fertigungsprozesses, der Auswahl des geeigneten Werkzeugs und bei der Prozessautomatisierung. Das Werkstückhandling ist abgestimmt auf die jeweilige Prozesskette, die Maschinen werden optimal in den Workflow integriert und mit den passenden Handlingsystemen ausgestattet. Neben der Integration von Handlingsystemen zum Be- und Entladen werden auch Robotersystemen für Messprozesse, Palettieren oder Polieren integriert.

Problemstellung

Im ersten Schritt wird die Ausgangssituation von Maier Machines möglichst detailliert und unter Einbindung aller relevanten Funktionen/ Rollen im Unternehmen analysiert. Dazu wird das ASE-Assessment des Fraunhofer vor Ort durchgeführt. Grundlage für die Analyse bildet der durch das Fraunhofer IAO entwickelte ASE-Framework. Die Säulen Produkt und Strategie und der übergreifende Aspekt „digitale Durchgängigkeit“ haben eine besonders hohe Relevanz für die aktuellen Herausforderungen in der Produktentstehung bei Maier.

Nutzen

Die Analyse und Potentialermittlung zur durchgängigen Digitalisierung der Produktentstehung bei Maier Machines adressieren insbesondere folgenden Nutzen:

  • Wissenstransfer zu den Mehrwerten, die aus den ASE Technologien resultieren und für Maier Machines zugeschnittene Handlungsempfehlungen
  • Schnellere Durchlaufzeiten insbesondere an der Schnittstelle Produktentwicklung zu Produktion sowie Produktentwicklung und Vertrieb
  • Schaffung der Grundlage für den Aufbau der Digitalen Zwilling der mechatronischen Systeme zur Realisierung der Durchgängigkeit über die Phasen der Produktlebenszyklen

Projektablauf

Phase 1: Aufzeigen der ASE-basierten Mehrwerte und mögliche Bausteine anhand des Plug-In Labors die eine digitale Durchgängigkeit für KMU bietet.

Phase 2: Objektive Bestandsaufnahme und Aufzeigen der Potenziale bei einer durchgängigen Digitalisierung der Produktentstehung. Identifikation der langfristigen Perspektiven.

Abbildung 1: Umfang der Analyse des Unternehmens

Phase 1

In der ersten Projektphase wurden zwei konkrete ASE-Anwendungsfälle diskutiert. Der erste Anwendungsfall adressiert die digitale Durchgängigkeit in der frühen Phase der kundenspezifischen Definition eines Langdrehautomaten. Der zweite Anwendungsfall den Einsatz einer VR-Umgebung zur Interaktion mit den Kunden. Zusätzlich wurde der Umfang der weiteren Analyse im Unternehmen spezifiziert und das ASE-Assessment entsprechend auf die Bedürfnisse der Fa. Maier angepasst. Abbildung 1 gibt einen Einblick in die Hauptaspekte der Analyse.

Phase 2

Die Bestandsaufnahme erfolge bei der Fa. Maier im Rahmen eines ganztägigen Analyseworkshops. Dabei konnten insgesamt 6 Kernhandlungsfelder identifiziert werden. Für jedes Handlungsfeld wurden jeweils die Kernaspekte und das Weiterentwicklungspotenzial definiert und dokumentiert. Potenziale für die Optimierung der digitalen Durchgängigkeit im Unternehmen und langfristigen Realisierung des Digitalen Zwillings bestehen in den Bereichen Prozesse, Produktstrukturen und IT-Infrastruktur. 

Prozesse

Die schlanke und effiziente Produktentstehungsprozesse sollte zukünftig sukzessive stärker automatisiert werden um manuelle Arbeit in den Standardabläufen zu reduzieren

Produktstrukturen

Erweiterung der modularen Produktstruktur hin zu Datenstrukturen (Visualisierungen, Maschinendaten, …) die als single-source of truth während des gesamten Lebenszyklus genützt werden können.

IT-Infrastruktur

Langfristige IT-Strategie zur Gestaltung einer verknüpften und (bi-direktional) durchgängigen IT-Infrastruktur (CRM-PDM-ERP) als Basis für eine digitale Lebenszyklus-dokumentation der Anlagen. Die IT-Infrastruktur muss unterschiedliche Phasen in der Produktentstehung wir z.B. Kunden-interaktion (Maschinenvisualisierung), Produkt-konfiguration, Variantenverwaltung, Design-Optimierung auf Basis Lebenszyklusdaten, Projektmanagement, Software-Verwaltung oder die Schnittstelle Produktentwicklung – Produktion unterstützen. 

Abbildung 2: Ableitung der Langfristziele